Vogesen 2023 – ein Reisebericht

Alternativprogramm für die Route des Grandes Alpes (RDGA).
Leider hat es in den letzten Tagen auf den Cols l’Iseran, d’Izoard und Calibier geschneit.
Unsere Duc’s haben keine Schneeketten und wir keine beheizten Anzüge.
Also lassen wir den Scheiss für dieses Jahr.

Stattdessen: Vogesen! Hin- und Rückreise über den Schwarzwald.
1100 Kilometer in 4 Tagen mit Kurven ohne Ende in einer fantastischen Gegend.
Gleich vorweg: Fotos sind rar. Wir sind täglich 5-7 Stunden im Sattel gesessen und haben eher spärlich Pausen gemacht.
Tages-Kilometer-Leistungen zwischen 250 und 320 km.

Mittwoch, 30. August 2023, Tag 1

Abfahrt ca. 9.00 h. Erfrischende Temperaturen so um die 10°. Auf bekannten Routen hoch via Schwarzwald. Bonndorf, Eisenbach bis Waldau. Erste Überraschung. Das kurze Stück B500, welches ich geplant hatte: Gesperrt! Danke auch. Eine Umleitung von flockigen 30 Kilometern via Neustadt. Also wieder hoch nach St. Märgen, Umfahrung Freiburg i.B. Fahrt durch das malerische Weingebiet rund um Oberrotweil, Grenzübergang Marckolsheim, Ribeauville, Le Hohwald bis zum Kloster «Mont Saint-Odile», wo wir die erste Übernachtung im Voraus gebucht hatten. Zwischendurch haben wir Bekanntschaft mit dem bescheidenen Tankstellen-Netz in den Vogesen gemacht. Interessant auch, dass auf dem Garmin-Navi die nächstgelegene Zapfsäule auf dem «Château de Haute-Königsbourg» vorgeschlagen wurde. Nun – man gönnt sich ja sonst nichts. Also auf zum Tanken der blaublütigen Gasoline – war nicht so weit. Kaiser Wilhelm II hatte vermutlich schon 1899 den leisen Verdacht, dass sich in ferner Zukunft eine Tankstelle bei seiner Burg auszahlen würde. Jedoch gibt es da bis heute kein Benzin zu kaufen. Dafür haben wir den Touristenmagneten zumindest umrundet. Die anschliessende Zapfsäulensuche mit Google Maps gestaltete sich als wesentlich erfolgreicher.

Strassen und Verkehr

Minimales Verkehrsaufkommen auf den schönen Streckenabschnitten. Auf den gewählten Routen kaum Verkehr ausser auf der genannten Umleitung im Schwarzwald. Nach der Passage der Grenze bei Marckolsheim erwartungsgemäss etwas mehr Verkehr, kein Stau. Nach Ribeauville fuhren wir mit praktisch null Verkehr bis zur Unterkunft.

Unterkunft: Kloster Mont Saint-Odile

Die Unterkunft im Hôtel du Mont Saint-Odile empfehlen wir für eine Übernachtung (aber nicht mehr). Hoch oben, rundherum unendliche Aussicht, erinnert das Gebäude aus strategischer Sicht eher an eine Burg aus dem Mittelalter. Es sind viele Gläubige anzutreffen, der Zweck des Klosters ist klar. Die Zimmer sind klein und spartanisch eingerichtet. Die Motorräder konnten wir auf dem hoteleigenen, gesicherten Parkplatz abstellen. Zusammen mit Frühstück sind die rund 100 € für 2 Personen für die privilegierte Lage absolut in Ordnung.

Bedingt durch die B500-Sperrung und der bescheuerten Tankstellensuche kamen so etwa 320 Kilometer zusammen.

Pässe

  • Col du haute Ribeauville
  • Col du Fouchy
  • Col du Kreuzweg
  • Col de Kienberg
Kloster Mont Saint-Odile – Aussicht
Kloster Mont Saint-Odile

Donnerstag, 31. August 2023, Tag 2

Abfahrt planmässig nach dem Frühstück um 09.00 Uhr. Temperaturen um die 12°, Tendenz steigend, sehr angenehm. Kein Verkehrsaufkommen. Die Route führt zu Beginn leicht abwärts durch feuchte, malerische Waldgebiete und ebenso malerische Dörfer. Durch den lichten Wald des Col des Pandours, über den recht langgezogenen Col de Valsberg auf die Route du Zollstock. Mitten im Nirgendwo am nördlichen Wendepunkt der Tour, am Kreisel Le Rehthal, weiter Richtung Süden. Vorbei am Lac du Vieux Pré. Über die D45 via Grandrupt zum Col du Hantz. Über diverse Pässe und traumhafte, verkehrsfreie Strassen bis ins Gebiet von Géradmer, wo wir am gleichnamigen See ein Hotelzimmer gebucht hatten. Der Tag war einprägsam und erlebnisreich, die Route sehr anstrengend.

Strassen und Verkehr

Ganztags kaum Verkehr. Unglaublich – wir waren nahezu allein unterwegs. Vor allem die sehr schmalen Strassen sind so gut wie nicht befahren. Der Fahrbahnbelag ist mehrheitlich top mit erstklassigem Grip. Entsprechend waren wir auch überaus engagiert unterwegs und konnten unseren Ducs stellenweise so richtig durchblasen *hüstel*

Unterkunft: Logis Hôtel le Ptit Hôtel du Lac

Ein kleines, feines Hotel an zentraler Lage. Wir hatten Aussicht auf den See. Sehr geschmacksvolle, pittoreske Einrichtung von Empfang, Bar und Speisesaal. Freundliches Personal.

Negativ: Die Tage, an denen das Hotel-Restaurant geschlossen ist, korrespondieren nicht mit den Öffnungszeiten auf der Website. Wir sind an einem Donnerstag angereist. Im Lauf des Tages wurde uns per SMS ein Code und die Zimmernummer mitgeteilt mit dem Hinweis, dass das Hotel-Restaurant geschlossen sei. Auf der Website ist aber nur der Montag als geschlossen ausgewiesen. Wir konnten damit leben, zumal in der nahe gelegenen Innenstadt durchaus eine Verpflegungsmöglichkeit gefunden werden kann.

Pässe

  • Col des Pandours
  • Col de Valsberg
  • Col du Saint Léon
  • Col de l’Engin
  • Col de la Côte de l’Engin
  • Col du Donon
  • Col de la Chapelotte
  • Col de la Vierge Clarisse
  • Col du Hantz
  • Col de la Salcée
  • Col d’Urbeis
  • Col de Mandray
  • Col du Plafond
  • Col des Arrentes
Col des Pandours
Col du Valsberg
Hotel Le Ptit Hotel du Lac, Géradmer
Hotel Le Ptit Hotel du Lac, Géradmer

Freitag, 1. September 2023, Tag 3

Geplante Abfahrt wiederum 9.00 h. Wecker: 7.00 h… ächz… horch… was ist das? Verdächtige Geräusche, als ob Wassertropfen auf ein Kuchenblech prasseln. Aufstehen, Vorhang zur Seite schieben… genau, es schifft. Naja, nicht was man sich wünscht, aber halb so wild. Erst einmal frühstücken. Planmässige Abfahrt ca. 9.00 h. Es regnet nicht mehr. Gerade für heute hatte ich Abkürzungen für diesen Fall eingeplant. Es sollte sich herausstellen, dass wir keine davon benötigen würden (harte KriegerInnen, waisch…). Nach schon ca. 10 Minuten Fahrzeit waren wir im Gebirge. Natürlich war die Fahrbahn pflotschnass. Wir wurden aber, gerade wegen des Wetters, mit fantastischen Lichtstimmungen mit leichten Nebelschwaden bei der Durchfahrt der «Réserve naturelle nationale du Massif du Ventron» auf schmalsten Strassen belohnt. In Le Thillot mussten wir Weichen stellen. Die Durchfahrt durch das «Plateau des 1000 Etanges» ist ein Traum, jedoch reduziert sich die Durchschnitts-Geschwindigkeit auf unter 30 km/h. Egal, Wetter schön, Temperaturen um die 20°. Wir haben keinen Meter bereut. Die Landschaft ist einfach nur märchenhaft schön. Nomen est Omen findet sich alle paar 100 Meter ein Teich, die sehr engen Strassen winden sich um eben diese. Die Navi-Ziet-Berechnung greift hier nicht. Für diese 100 Kilometer sind mindestens 4 Stunden einzuplanen. Einfach nur grossartig. Zurück in Le Thillot hatten wir uns ein Mittagessen verdient und… wir hatten noch keine Unterkunft. Also ausgiebig zu Mittag gegessen und beschlossen, dass noch ca. 100 Kilometer drin sind. Ursi hat ein Hotel in der Nähe des Col de la Schlucht gefunden und auch gebucht. Es sollte sich bei der Ankunft als ein Glückstreffer herausstellen. Zuvor hatten wir aber noch die «Rue du Ballon d’Alsace» inkl. des Col du Ballon vor uns, wohl eines der Highlights der Tour. Auch den Retorten-Ort «Le Markstein» passierten wir wohl oder übel. Was für ein Schandfleck in den schneefreien Monaten. Hier wurden wir erstmals mit ein paar Autofahrern, bzw. deren bescheidenen Fahrfähigkeiten konfrontiert. Nicht weiter problematisch – mit vollmundigem Termignoni-Sound verblasen und dabei erst noch jede Menge Spass gehabt.

Strassen und Verkehr

Bis zur Passhöhe des Col du Ballon – abgesehen vom Ort Le Thillot – so gut wie verkehrsfrei. Die Strassen durch das «Plateau des 1000 Etanges» sind in einem recht guten Zustand, aber sehr schmal und oft unübersichtlich. Hin und wieder hats Gravillon. Also Tempo markant drosseln. Der Ballon ist in ausgezeichnetem Zustand – auch die Abfahrt auf einem Teil der «Route des Crêtes» Richtung Col de la Schlucht lässt entspannte Tempi von bis zu 81 km/h zu 😇

Unterkunft: Ein Hotel im Bereich Col de la Schlucht

Sehr abseits am Ende einer Stichstrasse gelegenes, schmuckes Hotel. Sonnenterrasse mit traumhafter Aussicht. Preis/Leistung sehr in Ordnung, Service und Zimmer ebenso. Wer ernsthaftes Interesse hat, kann Name und Standort bei mir erfragen.

Pässe

  • Col du Haut de la Côte
  • Col de Grosse Pierre
  • Col de la Vierge
  • Col du Menil
  • Col du Mont du Fourche
  • Col de la Chevestraye
  • Col des Croix
  • Col du Ballon
  • Col Schirm
  • Col du Hundsruck
  • Col Diebold-Scherrer
  • Col Amic
  • Le Grand Ballon
  • Col du Haag
  • Col du Moorfeld
  • Col de Hahnenbrunnen
Réserve naturelle nationale du Massif du Ventron
Plateau des 1000 Etanges

Duc-Duc
Col du Ballon Aussicht Passhöhe
Col du Ballon
Route des Crêtes ab Col du Ballon

Samstag, 2. September 2023, Tag 4

Bestes Wetter, leicht bewölkt, 18°. Abfahrt Punkt 09.00 h. Von der «Route des Crêtes» die paar Kilometer bis zum «Col de la Schlucht» erwiesen sich als gute Übung für das morgendliche Aufwärmen von Menschen und Maschinen. (Notiz an mich: Der «Col de la Schlucht» wäre wesentlich attraktiver von Ost nach West als umgekehrt). Die Route de la Schlucht haben wir zugunsten der «Route de Wettstein» verlassen. Über den gleichnamigen Pass sind wir in die letzte Etappe unserer Vogesentour gestartet. Über den Col du Bonhome haben wir den letzten Teil der «Route des Crêtes» befahren. Leider viel Gravillon, dafür traumhafte Aussicht. Tendenziell wieder Richtung Ribeauvillé unterwegs freuten wir uns auf die letzten Vogesenpässe. Ab Ribeauvillé kurzen Prozess: Autobahn – Umfahrung Colmar nach Breisach am Rhein, Bad Krozingen bis Münstertal im Schwarzwald. Von dort noch die «üblichen Verdächtigen» mitgenommen und um 15.00 h zufrieden und müde zu Hause eingeschlagen.

Strassen und Verkehr

Wie erwähnt, würde ich für die nächste Planung versuchen, den «Col de la Schlucht» von Ost nach West ins Programm zu packen. Bergauf sind diese langgezogenen, schnellen Kurven einfach attraktiver. Am früheren Morgen ist da auch an Wochenenden noch nicht viel los. Ribeauvillé ist – wie schon auf der Hinreise – ätzend, zähflüssig mit hohem Verkehrsaufkommen. Die Ebene zwischen Elsass und Schwarzwald ist nun einmal flach und unattraktiv. Für den Transfer habe ich ausschliesslich Autobahn und Schnellstrassen gewählt bis nach Münstertal (D). Das hat sich bewährt.

Pässe

  • Col de la Schlucht
  • Col du Wettstein
  • Collet du Linge
  • Col du Louschbach
  • Col du Bonhomme
  • Col du Pré du Raves
  • Col des Baganelles
  • Col de Freland

Pässe II

Gemäss Routenplanung haben wir in den 4 Tagen 42 Pässe der Vogesen abgefahren. Das muss man allerdings relativieren. Gelände-Erhebungen von >600 m.ü.M gelten in den Vogesen als Pass. Allerdings sind auch «fette Kröten» darunter, wo man durchaus 2 Stunden für die Passage einrechnen muss. Der höchste Pass der Vogesen ist der Grand Ballon mit 1424 m.ü.M.

Tipps

  • Das Tankstellen-Netz auf Nebenstrassen ist schlecht erschlossen. Planung im Voraus ist unabdingbar
  • Restaurants in der Pampa gibt es nicht oder kaum. Wenn du tagsüber etwas essen willst, dann fahr in bewohntes Gebiet oder nimm Picknick mit
  • Die Navi-Zeitangaben sind Utopie. Summasummarum mit einem Schnitt von 40-50 km/h planen
  • Die Strecken sind durchwegs anspruchsvoll. Bedenke das bei der Planung. Ich bin gut gefahren mit Tages-Etappen von 250-300 Kilometer.

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2 Antworten

  1. Dani sagt:

    Schöner Bericht. Hat mich gerade an unsere Touren in den Vogesen erinnert. Allerdings wars bei uns sch…. kalt

    • Röbi sagt:

      Sali Dani – sorry für die unendliche Verspätung. Bin es mir überhaupt nicht gewohnt, dass meine Reisebloggs jemanden interessieren. Danke vielmals!

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